Besseres Text-Rendering in Chromium-basierten Browsern unter Windows

Kurt Catti-Schmidt
Kurt Catti-Schmidt
Patrick Brosset
Patrick Brosset

Veröffentlicht: 12. Februar 2025

Die Aufgabe einer Web-Rendering-Engine ist umfangreich und ein Großteil dieser Arbeit, z. B. Styling, Medien oder Layout, wird durch Standards gesteuert. Diese Standards sorgen dafür, dass unabhängige Engines interoperabel sind, was das Web beflügelt hat. Einige feinere Details, z. B. wie Text auf Pixelebene gerendert wird, werden jedoch oft von den Standardstellen ausgelegt und hängen in der Regel vom Betriebssystem ab, auf dem die Browser ausgeführt werden.

2020 bot sich Microsoft Edge eine seltene Gelegenheit: die vollständige Umstellung der zugrunde liegenden Rendering-Engine. Edge wurde auf Chromium umgestellt. Er war zuvor eine reine Windows-Plattform, auf der Windows-APIs direkt verwendet wurden. Jetzt ist er ein echter plattformübergreifender Web-Renderer. Vor der Umstellung auf Chromium nutzte Edge für das Text-Rendering ausschließlich die Windows-API DirectWrite. Chromium setzt jedoch auf Skia, eine leistungsstarke und flexible plattformübergreifende Grafik-Engine, die einen Großteil des betriebssystemspezifischen Codes von seiner API abstrahiert.

Während der Umstellung von Edge auf Chromium hatte das Edge-Team die Möglichkeit, Feedback von Nutzern zur Chromium-Rendering-Engine einzuholen. Ein Feedback war besonders wichtig: Viele Edge-Nutzer haben uns mitgeteilt, dass der Text „ausgebleicht“ wirkt und nicht mit dem Text in anderen Teilen von Windows übereinstimmt.

In Chrome für Windows vor Version 132 sah Text verwaschen aus.

Das Team hat dieses Feedback ernst genommen und einige Untersuchungen durchgeführt. Skia verwendet zwar DirectWrite unter Windows für bestimmte Funktionen wie die Schriftsuche, die endgültige Textrasterisierung wird jedoch direkt von Skia ausgeführt. Ein wichtiger Faktor für das Feedback der Nutzer, dass der Text „ausgebleicht“ aussieht, sind die internen Kontrast- und Gammaeinstellungen für das Text-Rendering.

Zwischen der Chromium-basierten Engine von Edge und der vorherigen Engine wurden zwei Hauptunterschiede beim Textkontrast und bei den Gammawerten festgestellt. Erstens: Skia ruft keine Textkontrast- und Gammawerte aus dem Windows ClearType Tuner ab. Zweitens werden für den Textkontrast und das Gamma unterschiedliche Standardwerte verwendet als für den DirectWrite-basierten Textstapel von Edge.

Das Edge-Team hat letztes Jahr die Unterstützung für die Werte des ClearType-Tuners direkt in Chromium hinzugefügt. So konnten Nutzer von Chromium-basierten Browsern den Textkontrast und die Gammaeinstellungen unter Windows steuern. Das war zwar ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung, aber die meisten Nutzer passen ihre systemweiten Textkontrast- und Gammaeinstellungen in der Regel nicht an. Die nächste Phase bestand also darin, die Standardeinstellungen für Textkontrast und Gamma sowohl für Web- als auch für Browser-UI-Textinhalte anzupassen.

Das Aussehen von Text im Web zu ändern, ist ein großes Unterfangen. Das Web war schon immer textlastig und eine hochwertige Textengine ist unerlässlich. Es war offensichtlich, dass der Textkontrastwert erhöht werden musste, aber es wurden Daten benötigt, um festzustellen, wie stark er angepasst werden sollte.

Das Edge-Team hat bereits 2021 mit verschiedenen Textkontrastwerten experimentiert. Nach vielen Nutzerstudien haben die Teams von Edge und Chromium festgestellt, dass ein Kontrastwert von 1,0 dem Text-Rendering von Edge vor der Chromium-Ära sehr nahe kommt und im Vergleich zu anderen nativen Windows-Anwendungen einheitlich wirkt.

Wir im Edge-Team waren der Meinung, dass unsere Forschung und Tests für die gesamte Chromium-Community unter Windows von Vorteil sein könnten. Deshalb haben wir unsere Ergebnisse mit dem Chrome-Team von Google geteilt, das sie mit eigenen Tests bestätigt hat. Anschließend haben wir den neuen Kontrastwert ab Chrome 132 standardmäßig für Windows-Builds aktiviert.

Heute können alle Nutzer von Chromium-basierten Browsern unter Windows von den gemeinsamen Forschungs-, Test- und Implementierungsarbeiten der letzten Jahre profitieren.

Nach der Umstellung ist der Text scharf und klar.

Ein besonderer Dank geht an Ian Prest, Daniel Libby und Alison Maher von Microsoft sowie an Dominik Röttsches, David Yeung, Ben Wagner und Brian Osman von Google für ihren Beitrag zu diesem Projekt.